Janine Dieke 21. Juni 2019

Lampenfieber-Typologie

Was bringt mich wirklich ins Schwitzen?

„Präsentationen sind für mich einfach die Hölle!“, „Ich könnte nie Trainerin sein, ich würde sterben vor jedem Seminar.“ Das sind Sätze, die ich sowohl aus dem Rhetorik Seminar, als auch aus dem Freundeskreis mehr als gut kenne.

Dahinter steckt meist eine Angst. Angst zu versagen, Angst sich zu versprechen oder mit Blackout schweigend vor dem Publikum zu stehen. Wir nennen es das gute alte Lampenfieber haben.

In dem heutigen Blog geht es heute darum, welche Wege Sie für sich finden können, um gut mit dem Lampenfieber im Vorfeld und während des Vortrages umzugehen. Leider wird jetzt gleich schon ein Zahn gezogen. Ich habe keine Tablette für Sie im Gepäck, die Sie nie wieder nervös werden lassen vor einer Präsentation, kein Allheilmittel oder Wundertrank, der Sie von diesen heftigen Emotionen befreit. Denn das Wichtigste ist, dass Sie für sich selbst einen Weg finden, der für SIE passend und hilfreich ist. Wir finden gleich gemeinsam heraus, was das sein könnte, doch erst einmal möchte ich ein kleines Verteidigungsplädoyer für das oft so negativ bewertete Gefühl Lampenfieber einlegen.

Liebes Lampenfieber schön, dass Du da bist!

Wussten Sie, dass Lampenfieber oder Nervosität das Beste sind, was uns vor Präsentationen, Moderationen oder Vorträgen passieren kann? Es setzt unsere Energiereserven frei und wir können konzentrierter und fokussierter Denken und Handeln. Jetzt mag der ein oder andere kopfschüttelnd das kleine rote Kreuz suchen, um diesen Artikel zu schließen, da er bereits schon genau das Gegenteil erfahren hat. Doch mach Dir nur mal für einen kurzen Moment bewusst, wie Sie an Tagen arbeiten, wenn sehr wenig los ist? Wenn wir super entspannt, fast schon schläfrig sind, schleichen sich die meisten Flüchtigkeitsfehler ein, wir werden unkonzentrierter.

Seit 2013 gebe ich Seminare, Trainings und moderiere Workshops und ich bin bis heute vor jedem einzelnen Auftrag und Projekt nervös. Und das finde ich großartig! Aus der Erfahrung heraus liefen die Trainings, bei denen ich im Vorfeld dachte „Wird schon, ganz entspannt. Das Thema kenne ich in und auswendig“ nicht ansatzweise so toll, als wenn ich im Vorfeld nervös war und dadurch, viel bessere Geistesblitze hatte. Bei unvorhersehbaren Planänderung habe ich schneller lösungsorientiert Handeln können und war aufmerksamer dem Publikum gegenüber. Den genau das macht der Stress und das freigesetzte Adrenalin: Er bringt all unsere Sinne auf Hochtouren.

Seitdem freue ich mich darüber, wenn ich Lampenfieber habe oder nervös werde, denn es heißt, dass ich in der Lage sein werde, mein Bestes zu geben.
So, nun zu Ihnen.

Wie ticken Sie so?

Um Ihr persönliches Rezept zu finden, müssen Sie erstmal von sich wissen, welcher Lampenfieber-Typ Sie sind. Häufig heißt ja die Devise, umso mehr Sie im Vorfeld üben und proben, desto weniger nervös werden Sie sein. Ich kann diese These leider nicht ganz teilen. Die Erfahrung aus den Präsentationscoachings zeigt immer wieder, dass es zwei ganz unterschiedliche Typen von Menschen in dem Bereich gibt. Einmal diejenigen auf die dieser Satz genau zutrifft. Ich nenne sie mal die Preparer . Die Preparer werden mit jedem weiteren Üben vor der Präsentation gelassener. Ihnen hilft es, den Vortrag Freunden oder Kollegen im Vorfeld zu präsentieren oder sich selbst auf Kamera aufzunehmen. Umso öfter sie die Folien durchgehen, die Inhalte wiederholen und proben, desto besser können sie entspannen.

Dann gibt es aber noch diejenigen auf die eben dieses nicht zutrifft. Ich nennen sie mal die Impromptus . Für sie führt jede weitere Probe und Vorbereitung einer Präsentation zu noch mehr Aufregung und Nervosität. Hier ist das Credo eher: Umso häufiger sie üben, desto höher wird das Lampenfieber. Häufig wissen die Impromptus gar nicht, dass es auch OK ist, die Präsentation so gut es geht vorzubereiten und dann bis zum Tag X nicht weiter anzufassen. Und genau aus diesem Grund ist es wichtig für Sie zu wissen, welcher Typ, bzw. in welche Richtung es bei Ihnen mehr geht. Denken Sie dazu einfach an vergangene Präsentationen, wie sind Sie da vorgegangen und wie hat es Ihre Nervosität verändert? Sind Sie vielleicht immer wieder und wieder die Slides durchgegangen, haben Sie Satzbausteine überlegt und waren dann in der Präsentation verunsichert und nervös, weil Sie es nicht genau abrufen konnten? Dann sind Sie vielleicht eher in Richtung eines Impromptus unterwegs. Oder hatten Sie kaum Zeit für eine ausgiebige Vorbereitung, was Sie wiederum verunsicherte, weil Sie sich nicht trainiert genug gefühlt haben? Dann sind Sie vielleicht eher der Preparer.


Wichtig ist, dass beide Typen vollkommen in Ordnung sind! Keiner der beiden hält bessere Präsentationen als der andere. Wenn Sie wissen, welchem Typen Sie angehören, umso besser können Sie nun im Vorfeld eines Vortrags für sich selbst sorgen. Häufig erlebe ich bedenken wie „aber ich kann doch nicht so unvorbereitet in eine Präsentation gehen. Das ist doch nicht gut, auch wenn ich ein Sponater Typ bin.“ Ich sage: „Doch Du kannst!“ Probieren Sie es aus und vertrauen Sie darauf, dass Sie so wesentlich besser in Ihrem Element sind.

Hier die Best-Practice Tipps bei Lampenfieber, für die jeweiligen Typen:

Preparer

  • Planen Sie genug Zeit zur Vorbereitung ein
  • Bedenken Sie welche Fragen aufkommen könnten, oder fragen Sie Kollegen danach
  • Präsentieren Sie Teile oder die gesamte Präsentation im Vorfeld Freunden o. Kollegen
  • Filmen Sie sich selbst mit Kamera, oder sprechen Sie den Text als Memo ein
  • Schreiben Sie die Ihnen wichtigen Punkte auf Karteikarten und nehme Sie diese mit in die Bahn, ins Café usw.
  • Markieren Sie gute Eselsbrücken an Stellen, wo Sie bei den Proben oft gehakt haben
  • Rufen Sie sich kurz vor Beginn des Vortrags all die Momente in den Kopf, in denen Sie die Präsentation geübt haben und machen Sie sich bewusst, wie gut das lief.

Impromptu

  • Bereiten Sie Ihren Vortrag und alles was Sie dafür brauchen gut vor
  • Beachten Sie alle Themen, Aspekte und mögliche Fragen, die aufkommen könnten
  • Sobald die Präsentation fertig ist und Sie das Gefühl haben, alles beachtet zu haben, widmen Sie sich anderen Aufgaben oder Tätigkeiten, um sich abzulenken
  • Schauen Sie sich (wenn Sie mögen und es Sie nicht verunsichert!!) kurz vor dem Start des Vortrags die Folien, Materialien noch einmal an.
  • Machen Sie sich bewusst, dass Sie in der Lage sind gut Gedanken und Sätze im Vortrag frei zu finden und zu formulieren

Das Feiern nicht vergessern.

Zum Schluss auch hier wieder einen Abschluss-Bonus-Tipp, der für beide Typen diesmal gleich ist: Feiern Sie sich selbst nach jeder Präsentation. Gerade, wenn Sie im Vorfeld nervös waren, seien Sie stolz auf sich und feiern Sie sich selbst! Es gab sicherlich eine Menge Faktoren, die Sie unfassbar toll gemacht haben. Das „Puh- geschafft!“ Gefühl im Nachgang hält meist nicht sehr lange an. Also gerade wenn Ihre Präsentation Mitte im Laufe des Arbeitstages war, belohnen Sie sich spätestens zum Feierabend mit etwas, was Ihnen Gut tut oder Spaß macht. So können Sie sich schon vor der Präsentation darauf freuen, wenn Sie es geschafft haben. Win-win!!


Und jetzt hinterfragen Sie sich selbst: Wie viel Prozent Preparer und Impromptu steckt in Ihnen? Sicherlich gibt es nicht nur Entweder-Oder, sondern immer auch eine Mischform der beiden Typen. Schreiben Sie mir gerne eine Mail direkt an mail@janine-domnick.de , wenn Sie noch Fragen oder weitere Tipps für Ihre persönlichen Bedürfnisse brauchen. Gerne können wir dann gemeinsam nochmal schauen, was Ihnen noch gut tun kann, um perfekt gewappnet in die nächste Präsentation zu starten.

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